Klangschalen reparieren?

[feuervogel69]

trotzdem wäre noch interessant, wei eigentlich auch dieser seltsame bruch zustande gekommen ist.

waren da materialfehler in der schale? evtl. zu kalt geschmiedet/gehämmert bei der herstellung?

und noch eine frage: wieso nimmst du so kleine "lotplättchen"? ginge das nicht genauso,wenn man den lotstab mit der flamme führt? ist das silberlot? ich hab lange nix mehr gemahct, aber wenn ich so ne werkbank sehe, werd ich immer etwas neidisch ;-)

lg

[Kulturschmied]

Also erstmal für diejenigen die keinen facbook Zugang haben der Kommentar meiner Kundin:

I am happy to say that a singing bowl that was lost to me via an airline accident was returned and restored thanks to this amazing person Martin Bläse . He is an incredible alchemist and silversmith who took on the project without knowing if it was possible. Not only was it possible but he returned the bowl to my healing set and I am very thankful. Take a minute and look at this video where he is repairing the lost bowl. He is a very sensitive worker and I think if you have a bowl that is broken and you miss it's lovely company that perhaps you should send it to him.
The bowl he repaired is well over 200 years old and would have been silenced forever had he not brought her back. I will be posting the harmonic set it completes soon and you can see why it was important to me to not lose the tones that this amazing bowl restores to me.
It's almost like something out of tolkien - the bowl that was broken was forged anew.

[Kulturschmied]

In dem ersten Video zeige ich genau das: Wie ich die Schale mit dem großen Brenner (Propan-Sauerstoff) erwärme und das (flußmittelummantelte) Silberlot als Stab zuführe. Dieses geht nur, wenn die Schale von sich aus noch eine gewisse Stabilität aufweist.

In diesem Fall war die Lage anders. Das Klangschalenmaterial (Bronze) ist kalt sehr spröde, aber sobald es warm wird (Lötthemperatur) wird es so weich, daß es sich ganz leicht von selbst verformt. Außerdem ist es, wie Du ja gesehen hast unten hauchdünn. Ich hab es nicht gemessen, aber ich schätze 0,5 - 0,6 mm. Das ist übrigens normal bei solchen Schalen und da braucht sie auch nur von 1 m Höhe auf einen harten Untergrund zu fallen und schon ist sie hin.

Für das Löten ist das aber eine extreme Herausforderung. Weil ich erst gar nicht wußte, wie ich anfangen soll, habe ich erst eine Gipsform angefertigt, damit das Metall einigermaßen in Form bleibt. Das hat aber nicht viel genützt, weshalb ich diese Sequenz im Video weggelassen habe. Du kannst Sie aber auf den ersten Bildern im Film noch sehen.
Zum Löten habe ich dann mein wertvolles Silberlot genommen, daß ich normalerweise nur für Silber verwende und gearbeitet hab ich mit dem Mundlötrohr:



Übrigens mit Zirkuläratmung. (Also mit diesem Ding hab ich auch das Didgeridoo spielen gelernt - das nur am Rande.)

Versuche nur einmal eine etwa 5cm lange unregelmäßige Bruchkannte von 0,5 mm Breite ohne jegliche Halt auf Stoß zusammenzulöten, wenn sich das Material auch noch je nach Themperatur ausdehnt und verbiegt.
Wenn ich dann auch noch mit der linken Hand freihändig Lot zuführen soll ohne zu Zittern (weil mir ja dann das Bruchstück verrutschen oder 'runterfallen könnte) hätte ich keine Chance.

Also ich reiße mich nicht darum, so eine Arbeit noch einmal zu machen, denn genaugenommen ist das unbezahlbar.
Aber hinterher war ich dan doch froh, daß es gelungen ist.

[feuervogel69]

ich hab die zirkularatmung auch zuerst in einem alten lötbuch gelesen.... (als ich noch im kinderzimmer bastelte, waas das zeug hielt. (gab leider damals kein hartlot zu kaufen in der ddr).

jetzt lösen sich die rätsel... die gipsschale hatte ich gesehen und deshalb das nicht verstanden mit den schnipseln. aber so isses klar. das die schale sooo dünn ist...meine herren... warum wurden die denn so extrem ausgetrieben?

so ganz leuchtet mir der sinn der schale noch nicht ein. wird mit dem dicken rand ein sehr langanhaltender ton erzeugt (weil ja viel masse schwingt, ohne unten zu dämpfen?)? oder ist das einer versuchten schnellen herstellung im kollektivprozess geschuldet?

macht mir mut übrigens mal bei mir nen gong zu reparieren (javanischer buckelgong, aktuell mit dope und knetmasse repariert;-)))) besteht die gefahr, daß die ränder des risses heruntertropfen? (also muß ich schnell löten, bzw. das lot so schnell als möglich zuführen? ginge auch weichlot?

lg

[Kulturschmied]

Die Schale soll ja ca. 200 Jahre alt sein und die Verhältnisse mit dem dicken Rand und der dünnen Wandung sind keine Seltenheit - wenn auch nicht unbedingt immer mit einem sooo extremen Unterschied. Vielleicht hat das alles vorwiegend ästhetische Gründe. Allen Beteuerungen zum Trotz bin ich immer noch davon überzeugt, daß das meißte, was heute als alte Klangschalen gehandelt wird, ursprünglich gar nicht als Klangschale gedacht war.
Dennoch wirkt sich das natürlich auch auf den Klang aus. Für mein Gefühl - gemessen hab ich das noch nicht - das wäre mal was für Mess-Spezialisten, wie z.B. unseren Groß-Administrator - also für mein Gefühl wirkt sich das hauptsächlich auf das Verhältnis von Grund- und Obertönen aus. Ich habe den Eindruck, daß Schalen mit einem dickeren Rand mehr im Grundton schwingen, während Schalen mit gleichmäßiger Wandstärke (wie meine) eine deutliche Betonung in den Obertönen haben.

Zum Löten: Am besten verwendest Du Silberhartlot "leicht". Hast Du schon mal was von Liquidus und Solidus gehört?
Also für Laien: Leichtlot ist ein Silberlot mit einem relativ niedrigen Arbeitsthemperaturbereich. Weichlot - also Zinnlot bringt nicht genügend Stabilität, um die Vibration von Klangkörpern auszuhalten. Aber wenn erstmal Zinn drann ist, kannst Du das Ding eigentlich nur noch wegwerfen. Also Finger weg von Weichlot!
Der Rand wird Dir höchstwahrscheinlich nicht wegschmelzen sondern wegbiegen und außerdem besteht immer die Gefahr daß durch die Ausdehnung beim Löten zusätzliche Spannungen und dadurch neue Risse entstehen. ist mir schon mehr als einmal passiert.
Aber probier es ruhig. Viel Spaß